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Effizienz und Teamgeist im Homeoffice
Während der Coronapandemie, die sich stark auf die Arbeitsmethoden ausgewirkt hat, wurde sich Caroline Bissegger, Richterin der Abteilung III, schnell bewusst, dass vermehrte Kommunikation und ein effizienter Einsatz von IT-Tools für das Zusammenspiel im Team zentral sind. In diesem Zusammenhang klärte sie mit ihrem Team zusammen die persönlichen Bedürfnisse ab und vereinbarte, wie sie sich während dieser Phase als Team organisieren wollen.
Horizontales Management
Für die Genferin war es eine Priorität, das Team bei allen organisatorischen Fragen einzubeziehen. Die ausgebildete Juristin ist sich nicht gewohnt, ein einheitliches Vorgehen durchzusetzen. Vielmehr pflegt sie gern den Dialog und die kollektive Entscheidfindung. Um den Bereitschaftsdienst im Gericht zu gewährleisten, suchte sie darum das Gespräch mit ihren drei Gerichtsschreibenden, um einen für alle annehmbaren Kompromiss zu finden und die «analogen» Teamaufgaben fair auf die Teammitglieder (inkl. Richterin) aufzuteilen, die sich jeweils im Gericht aufhielten. Die Grenzen des Einzelnen hatten dabei einen hohen Stellenwert: «Ich habe meinem Team vorgeschlagen, während der Skype-Anrufe die Kamera einzuschalten, weil für mich der Blickkontakt wichtig ist. Aber selbstverständlich habe ich den gegenteiligen Wunsch respektiert.»
Vom Nutzen der IT-Tools
Die Klassikliebhaberin arbeitete sich spontan in die digitalen Tools ein, um effizienter zu arbeiten. So war es für sie und ihr Team ganz logisch, für das Verfassen der Urteile den Korrekturmodus von Word und die PDF-Software zu verwenden. Dazu sagt sie: «Vor der Pandemie war ich keine grosse Verfechterin dieser Tools. Wir arbeiteten viel mit Papier. Aber im Endeffekt sind wir mit diesen IT-Tools schneller geworden, weil das Team nicht mehr meine Handschrift zu entziffern und den Pfeilen zu folgen braucht, die sich teils kreuz und quer überschneiden.» Sie lacht und fügt an: «In unserem Fall hat die Pandemie also die Arbeit effizienter und angenehmer gemacht. Einfach auch, weil man über einen Entscheidentwurf zusammen reden kann, ohne unbedingt am selben Ort zu sein.»
«Vor der Pandemie war ich keine grosse Verfechterin dieser Tools. Wir arbeiteten viel mit Papier.»
Caroline Bisseger
Direkte und regelmässige Kommunikation
Für die Kunstreiterin ist klar: Kommunikation ist der Schlüssel zu guten Arbeitsbeziehungen auf Distanz. Es ist für sie kein Problem, die Gerichtsschreiberinnen und ‑schreibern täglich anzurufen, um über laufende Geschäfte oder bestimmte administrative und organisatorische Fragen zu reden. Zum Mailkontakt sagt sie: «Wenn ich mein Team kontaktiere, ist mir Skype – möglichst mit Kamera – wirklich lieber. Die Mails schaffen sofort eine Distanz, während sich Videoanrufe ähnlich anfühlen wie ein direktes Gespräch, bei dem das gesprochene Wort von der Gestik ergänzt wird und von Mikroausdrücken, welche die Beziehung stärken.»
Zudem hat Caroline Bissegger den spontanen bilateralen Kontakt lieber als wiederkehrende Sitzungstermine, weil sich Blockaden so sofort lösen lassen. «Ich mag es nicht, wenn Probleme ungelöst bleiben und erst zu einem bestimmten Zeitpunkt, etwa an einer Sitzung, angesprochen werden können.» Zudem ist die Richterin überzeugt, dass es ihre Aufgabe ist, den Kontakt zum Team zu pflegen: «Wenn ich spontan anrufe, wissen meine Mitarbeitenden, dass sie das ebenfalls tun können», erklärt sie. Und um die Stimmung zu heben und den Teamgeist zu stärken, schickt die Astrophysik-Liebhaberin immer am Freitag ein humoriges Mail an das Team, um ein schönes Wochenende zu wünschen, und zieht regelmässig Bilanz des gemeinsam Erreichten. «Per Antwortmail wünschen sich dann alle gegenseitig ein gutes Wochenende.»
Caroline Bissegger kommt zum Schluss, dass sich das Homeoffice mit zweckmässigen und leistungsstarken IT-Tools zusammen mit einer sorgfältigen Kommunikation dank der Pandemie als äusserst effiziente Arbeitsmethode herausgestellt hat. Sie ermutigt alle Interessierten, sich näher mit den Vorteilen der Digitalisierung zu befassen.
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