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Eine Sprach- und Kulturvermittlerin
Delia Curcio ist in ihrem Element. Die Lektion der Klasse A2 an diesem Donnerstagnachmittag trägt den Titel «Essen als Kultur». Auch wenn die 54-jährige Italienischlehrerin seit vielen Jahren in der Schweiz lebt, ist sie in dieser Hinsicht ganz Italienerin geblieben: «Wir können ganze Abende lang von Essen und Rezepten reden.» Ein Thema, das alle Kursteilnehmer, sechs Frauen und drei Männer, sehr interessiert. Delia Curcio hat ein paar illustrierte Rezepte aus ihrer persönlichen «kulinarischen Enzyklopädie» mitgebracht: Risotto, Lasagne, Parmigiana (Gemüseauflauf) und vieles mehr. Nachdem die Diskussion über Tessiner und italienische Spezialitäten den Appetit der Teilnehmer angeregt hat, lässt Delia Curcio ein Säcklein Olivenöl-Fenchel-Friselline zirkulieren, eine zwiebackartige apulische Spezialität, die den ringförmigen Taralli ähnelt.
Weltoffenheit im Gericht
Delia Curciostammt aus Süditalien. Sie unterrichtet seit mehr als vier Jahren Italienisch im Bundesverwaltungsgericht. Gegenwärtig leitet sie drei Kurse: A2, B1 und B2. Einige Schüler haben den ersten Kurs bei ihr im Jahr 2014 begonnen und sind immer noch dabei. Unterscheiden sich die Kursteilnehmer des Gerichts von anderen Schülern? «Ja», sagt Delia Curcio,«man merkt, dass sie aus der ganzen Schweiz kommen. Sie sind offener als die anderen, und das macht meine Arbeit besonders interessant.» Mit anderen Worten schätzt Delia Curcio vor allem den zwischenmenschlichen Kontakt: «Das gefällt mir und das brauche ich auch.»
«In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Ich liebe die Schweiz ebenso wie die italienische Sprache und die italienische Kultur, die so reich ist.»
Delia Curcio
Zwei Herzen in der Brust
Vielleicht war das Leben in der Schweiz anfangs auch deshalb nicht nur Honiglecken. Delia Curcio kam aus Liebe nach Rheineck, mit ihrem Mann, den sie in Italien kennengelernt hat: «Zuerst war ich erstaunt. Ich war fasziniert von der Landschaft, aber auch beeindruckt von der Ruhe und Ordnung, die hier herrschte. Der Dorfplatz war zu jeder Stunde des Tages halbverlassen und in den Strassen des Zentrums von Rheineck war es nie sehr belebt», erinnert sie sich. Mit ihrem fröhlichen und lebhaften Charakter fiel es ihr aber nicht schwer, neue Leute kennenzulernen: Mit anderen Frauen gründete sie eine Gruppe, um gemeinsame Interessen zu teilen. Sie arbeitete als Übersetzerin, betreute die Tessiner Kundschaft eines Unternehmens und besuchte die Sprachlehrerausbildung. Nicht zuletzt auch dank ihrer zwei Töchter, die in der Schweiz geboren sind, hat sie sich am Ufer des Bodensees bestens integriert: «Ich fühle mich sehr wohl hier.» Fühlen Sie sich mehr als Italienerin oder als Schweizerin? «In meiner Brust schlagen zwei Herzen», antwortet sie. «Ich liebe die Schweiz ebenso wie die italienische Sprache und die italienische Kultur, die so reich ist. In Italien betrachtet man mich aber oftmals als Schweizerin und in der Schweiz als Italienerin.»
Sie fühlt sich zuhause
In der Klubschule, wo sie seit über 16 Jahren unterrichtet, fühlt sie sich zuhause. Im Unterricht kann sie sich intensiv mit anderen Kulturen auseinandersetzen und ihren Wissensdurst stillen. Dies ist für Delia Curcio aber kein Grund, ihre Wurzeln zu vernachlässigen: Mindestens einmal im Jahr kehrt sie nach Hause in die Provinz Avellino in Kampanien zurück. Dann besucht sie ihre Angehörigen und hält sich beruflich auf dem Laufenden: «In diesen Jahren in der Ferne hat sich Italien sehr verändert», sagt sie. «Ich muss aufpassen, dass ich meinen Schülerinnen und Schülern kein veraltetes Bild meines Herkunftslandes vermittle.»
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