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Die Komfortzone verlassen

Am Bundesverwaltungsgericht arbeiten über 400 Personen verschiedener Sprach- und Berufsgruppen. Wenn sie bereit sind, ihre Komfortzone hin und wieder zu verlassen, ist das laut Personalentwicklerin Ramona Klein sehr bereichernd für die Organisation.

12.12.2023 - Katharina Zürcher

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Eine junge Frau steht im Park und schaut lächelnd in die Kamera. | © Daniel Winkler
Ramona Klein schätzt ihre Arbeit als Personalentwicklerin am Bundesverwaltungsgericht. (Bild: Daniel Winkler)

Ramona Klein, Sie arbeiten seit gut einem Jahr als Personalentwicklerin am Bundesverwaltungsgericht. Welches war Ihr erster Eindruck?
Ich wurde mit offenen Armen empfangen. Die Kultur am Gericht ist ganz anders als diejenige in der Spitalbranche, wo ich zuvor während sieben Jahren gearbeitet habe. Aber es gibt auch Parallelen. So sind an beiden Orten die Hierarchien ausgeprägt, und es treffen unterschiedliche Ansichten aufeinander. Letzteres ist spannend und bereichernd für eine Organisation, kann aber auch herausfordernd sein. Bezüglich der Personalentwicklung ist das Bundesverwaltungsgericht gut aufgestellt – es gibt wenige Unternehmen dieser Grösse, die über eine eigene Personalentwicklungsabteilung verfügen.

Am Bundesverwaltungsgericht arbeiten Menschen aus drei Sprachgebieten mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund zusammen. Was bedeutet das für die Personalentwicklung?
Unser Ziel ist es, ein angemessenes Weiterbildungsangebot für alle Sprachgruppen bereitzustellen. Darüber hinaus wollen wir den Austausch der Mitarbeitenden untereinander und ihr Zusammenkommen über die Sprachgrenzen hinweg fördern. Das ist nicht immer ganz einfach, da alle in ihre meist einsprachigen Teams eingebettet sind, wo sie einen ähnlichen Hintergrund haben. Und obwohl es in der Natur des Menschen liegt, das zu suchen, was einem ähnlich ist, können wir viel profitieren, wenn wir uns auf Kolleginnen und Kollegen mit anderem Hintergrund und anderer Sprache einlassen. Dazu müssen wir uns nur ein wenig aus der eigenen Komfortzone hinausbewegen.

«Wir suchen das, was uns ähnlich ist. Doch wir können viel profitieren, wenn wir uns auf Menschen mit anderem Hintergrund und anderer Sprache einlassen.»

Ramona Klein, HR

Wie konkret fördern Sie die gewünschte Durchmischung?
Die internen Weiterbildungskurse ermöglichen als willkommenen Nebeneffekt den abteilungs- und bereichsübergreifenden Austausch. Wertvoll ist auch der Tag der Gerichtsschreibenden, der dieses Jahr zum dritten Mal stattfand und sehr geschätzt wird – wir haben über 120 Anmeldungen erhalten. Die Teilnehmenden können sich in verschiedenen Workshops über ihre Team-, Abteilungs- und Sprachgrenzen hinaus austauschen. Dasselbe gilt für die formellen und informellen Anlässe für das ganze Haus, sei das ein Weiterbildungsanlass oder ein Gerichtsfest. Denn wenn man sich im unkomplizierten Rahmen trifft und miteinander redet, wirkt sich das positiv auf die Zusammenarbeit aus.

Apropos interne Kurse: Welche kommen besonders gut an?
Allgemein gut genutzt werden die Sprachkurse; wir haben letztes Jahr ungefähr zehn verschiedene durchgeführt. Bei den internen Weiterbildungen ist die Nachfrage unterschiedlich. Der Kurs Gewaltfreie Kommunikation zum Beispiel ist nach einigen Startschwierigkeiten dank Mund-zu-Mund-Propaganda gut aufgenommen worden; wir haben dieses Jahr alle drei geplanten Kurse durchgeführt. Leider können wir nicht immer alle Kurse in jeder Sprache anbieten, da es dafür nicht genügend Anmeldungen gibt. Wir versuchen aber, zur Förderung des Ganzen die richtige Mischung zu finden. Neue Kurse brauchen immer ein bisschen Anlaufzeit. Und man darf nicht vergessen, dass die Mitarbeitenden auch das vielfältige Weiterbildungsangebot des Ausbildungszentrums des Bundes nutzen können.

Zur Person Ramona Klein

Ramona Klein arbeitet seit August 2022 in einem 90-Prozent-Pensum als Personalentwicklerin am Bundesverwaltungsgericht. Aufgewachsen in Arbon, absolvierte sie eine kaufmännische Lehre bei der Spital Thurgau AG in Münsterlingen, wo sie anschliessend während sieben Jahren in verschiedenen Funktionen im HR arbeitete. Bevor Ramona Klein ans Gericht kam, studierte sie an der Fachhochschule St. Gallen berufsbegleitend Betriebswirtschaft mit Vertiefung HR und Organisationsentwicklung. Obwohl die 27-Jährige heute in St. Gallen wohnt, hält sie sich in ihrer Freizeit gern in der Natur und insbesondere am, im und um den Bodensee auf. Sie liest viel und hält sich im Turnverein mit Geräteturnen und Leichtathletik fit.

Sprechen wir noch über die Personalrekrutierung. Ist der viel zitierte Fachkräftemangel auch am Gericht spürbar?
Die Besetzung von Stellen insbesondere französisch- und italienischsprachiger Mitarbeitender wurde sicher nicht einfacher, wie insbesondere meine Kolleginnen, die rekrutieren, feststellen. Ob das am Fachkräftemangel liegt oder am Standort des Bundesverwaltungsgerichts, ist schwer zu sagen. Es ist aber schon so, dass St. Gallen von der Romandie oder vom Tessin aus nicht ganz einfach zu erreichen ist. Das Homeoffice hat die Situation indessen etwas entschärft. Es ist heute Standard für einen modernen Arbeitgeber. Und speziell in unserer Situation, wo viele Leute ihre Familie in anderen Landesteilen haben, ist es unumgänglich, Telearbeit anzubieten. 

Wie machen Sie Stellensuchende auf die Vorzüge des Arbeitgebers Bundesverwaltungsgericht aufmerksam?
Im Rahmen unseres neuen Employer-Branding-Konzepts haben wir verschiedene Massnahmen ergriffen und in Zusammenarbeit mit dem Kommunikationsteam teilweise bereits umgesetzt. Ein Mosaiksteinchen ist die neu lancierte Arbeitgeberbroschüre. Bisher fokussierte sie auf französischsprachiges juristisches Personal, neu bieten wir die Broschüre in allen drei Amtssprachen und für alle Berufs- und Zielgruppen an. Wir verteilen sie unter anderem an Universitäten und anlässlich von Besuchsführungen oder Bewerbungsgesprächen. In digitaler Form ist sie zudem auf unserer Website verfügbar. Die Broschüre zeigt, dass das Bundesverwaltungsgericht für viele Berufsgruppen ein attraktiver und moderner Arbeitgeber ist.

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