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Entschlossen und unvoreingenommen

Intellektuelle Redlichkeit ist Matteo Piatti wichtig. Der 29-jährige Gerichtsschreiber der Abteilung IV blickt auf eine beachtliche politische Laufbahn auf Gemeindeebene zurück und verfolgt klare berufliche Ziele.

09.04.2025 - Rocco Maglio

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Matteo Piatti empfängt zum Interview in seinem Büro im zehnten Stock und bietet Tee an, serviert in einem eleganten Porzellanservice mit zarten Blumenmustern und einem feinen Goldrand. Ein Erbstück seiner Grossmutter mütterlicherseits, die aus einer alten Patrizierfamilie aus Ascona stammt, wie er später im Gespräch erklärt. Matteo Piatti fühlt sich Ascona deshalb besonders verbunden, auch wenn er selbst in Losone aufgewachsen ist und lebt, einer weitläufigen Gemeinde des Locarnese.

Jusstudium dank politischem Interesse
Dass Matteo Piatti Jus studiert hat, ist seiner grossen Leidenschaft für Politik zu verdanken: «Unsere Gesellschaft ist durch ein komplexes Geflecht von Gesetzen strukturiert und ich wollte verstehen, wie dieses System funktioniert.» Er absolvierte das Bachelorstudium in Luzern und das Masterstudium in Lausanne und Zürich. Danach folgten drei juristische Praktika: 20 Monate in einer renommierten Anwaltskanzlei in Lugano, 4 Monate an einem Bezirksgericht (pretura) im Kanton Tessin und 6 Monate am Bundesgericht in Luzern, in der Vierten öffentlich-rechtlichen Abteilung. Im Dezember 2023 schliesslich erlangte er das Anwaltspatent. Als er sich auf die Anwaltsprüfung vorbereitete, arbeitete er bereits am Bundesverwaltungsgericht (BVGer).

«Für eine Gerichtsschreiberin oder einen Gerichtsschreiber ist intellektuelle Redlichkeit ein fundamentaler Wert: Wenn man einen Fall juristisch analysiert, muss man entschlossen herangehen – aber nie voreingenommen.»

Matteo Piatti, Gerichtsschreiber Abteilung IV

Intellektuelle Redlichkeit
Durch sein Praktikum am Bundesgericht hat Matteo Piatti einen guten Einblick in die Arbeitslast, die Mehrsprachigkeit und die typische Organisation eines eidgenössischen Gerichts gewonnen. Auch schätzt er das familiäre Klima seiner Abteilung am BVGer, die Vertrautheit zwischen der Richterschaft und den Gerichtsschreibenden sowie den offenen, von gegenseitigem Respekt geprägten Dialog. Matteo Piatti holt gerne die Meinung seiner Kolleginnen und Kollegen ein, um seine eigene Position zu relativieren oder zu bestätigen und so zur Qualität eines Urteils beizutragen: «Für eine Gerichtsschreiberin oder einen Gerichtsschreiber ist intellektuelle Redlichkeit ein fundamentaler Wert: Wenn man einen Fall juristisch analysiert, muss man entschlossen herangehen, aber nie voreingenommen.»

Berufliche Ambitionen
Matteo Piatti ist im Tessin aufgewachsen. Mit rund zwanzig Jahren begann er, sich politisch zu engagieren und wurde 2016 in das Gemeindeparlament von Losone gewählt, eine der bevölkerungsreicheren Gemeinden des Tessins. Im Alter von 25 Jahren präsidierte er das Gemeindeparlament und bis April 2024 koordinierte er die politische Fraktion, der er angehört. Heute bekleidet er keine leitenden politischen Ämter mehr, weil er sich ganz auf seine berufliche Laufbahn konzentrieren möchte. In diesem Jahr wird er den CAS Judikative absolvieren, worauf möglicherweise eine Dissertation folgen könnte. Sein Ziel ist es, Verwaltungsrichter zu werden, sobald er über die dafür erforderliche mehrjährige persönliche und berufliche Erfahrung verfügen wird. Der letzte Schluck Tee wird getrunken und die elegante Tasse behutsam 

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