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Pool-Gerichtsschreibende sind begehrt

Roswitha Petry und Keita Mutombo, Sie sind in der Verwaltungskommission zuständig für die Pool-Gerichtsschreibenden. Was beinhaltet Ihre Aufgabe?
Roswitha Petry: Unsere Aufgabe ist es, den Abteilungen, die einen Bedarf ausgewiesen und einen Antrag gestellt haben, eine oder einen der zurzeit acht Pool-Gerichtsschreibenden – fünf sind deutsch-, zwei französisch- und einer italienischsprachig – zuzuweisen. Bei Vakanzen sind wir auch für die Rekrutierung zuständig.
Wem sind die Pool-Gerichtsschreibenden unterstellt?
Keita Mutombo: Fachlich gehören sie zum Richterteam, bei dem sie eingesetzt werden. Formell sind wir ihre Vorgesetzten. Wir betreuen aktuell jeweils vier Pool-Gerichtsschreibende – dies zusätzlich zu unseren eigenen Gerichtsschreibenden in der Abteilung.
«Die Pool-Gerichtsschreibenden sind aus unserem Gerichtsbetrieb nicht mehr wegzudenken.»
Roswitha Petry, Richterin
Braucht es für die Arbeit im Pool besondere Fähigkeiten?
Keita Mutombo: Neben sehr guten und breiten fachlichen Kompetenzen sowie einer raschen Auffassungsgabe braucht es eine hohe Sozialkompetenz. Die Pool-Gerichtsschreibenden müssen sehr leistungsbereit und darüber hinaus enorm flexibel sein, um mit den wechselnden fachlichen Vorgesetzen und unterschiedlichen Arbeitsabläufen klarzukommen. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen das sehr gut. Sie treffen sich wöchentlich und haben untereinander einen guten Team-Spirit. Das ist wichtig, da es sich bei der Arbeit im Pool um ein längerfristiges Engagement handelt.
Wie lange arbeiten Gerichtsschreibende im Pool, bevor sie in ein festes Team zurückkehren?
Roswitha Petry: Es gibt Personen, die das seit acht Jahren machen und glücklich sind damit. Andere möchten nach einigen Jahren wieder einem festen Team angehören. Für die Pool-Gerichtsschreibenden und auch für das Gericht besteht der Mehrwert darin, dass sie viele Rechtsgebiete kennenlernen und idealerweise während ihres Einsatzes in jeder Abteilung tätig sind. Wer Abwechslung mag und Interesse für verschiedene Rechtsgebiete mitbringt, kommt bestimmt auf seine Kosten.
Gibt es am BVGer Bedarf nach mehr Pool-Gerichtsschreibenden?
Roswitha Petry: Es wäre schön, wenn wir noch zwei zusätzliche rekrutieren könnten – zehn fände ich eine gute Basis. Der Bedarf seitens der Abteilungen ist relativ gross. Pool-Gerichtsschreibende sind heiss begehrt! Sie sind zur festen Institution geworden und aus unserem Gerichtsbetrieb nicht mehr wegzudenken.
Keita Mutombo: In den vergangenen Jahren konnten nicht alle Anträge der Abteilungen bewilligt werden. Es ist nicht immer einfach, den Bedürfnissen der Abteilungen und den Wünschen der Pool-Gerichtsschreibenden gerecht zu werden. Denn sie sollen ja auch eine Entwicklung machen können und nicht immer in den Rechtsgebieten eingesetzt werden, in denen sie schon viel wissen.
«Die Rückmeldungen zu den Einsätzen der Pool-Gerichtsschreibenden sind durchwegs positiv.»
Keita Mutombo, Richter
Wie steht es um das Interesse der Gerichtsschreibenden, im Pool zu arbeiten?
Roswitha Petry: Das Interesse für diese Art zu arbeiten hat klar zugenommen. Das freut uns sehr, denn die «Poolies» wissen ja nie, wo sie eingesetzt werden.
Welches Feedback erhalten Sie von Ihren Richterkollegen und -kolleginnen?
Keita Mutombo: Die Akzeptanz der Pool-Gerichtsschreibenden ist gut; die Rückmeldungen sind durchwegs positiv. Man ist dankbar für Unterstützung, etwa um Altfälle abzubauen.
Haben Sie schon selbst Pool-Gerichtsschreibende beschäftigt und wenn ja, welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Keita Mutombo: Ich hatte einmal eine Pool-Gerichtsschreiberin, die ich aber schon gut kannte, weil sie früher Teil meines Teams war.
Roswitha Petry: Ich hatte vor meiner Zeit in der Verwaltungskommission zweimal jemanden – einmal für drei Monate und einmal für vier. Ich war begeistert. Die Pool-Gerichtsschreibenden bringen Erfahrungen aus anderen Abteilungen mit, was eine echte Bereicherung war. Sie haben manchmal neue Lösungsansätze, die teils festgefahrene Strukturen in Frage stellen. Die Einsätze waren für mich ein klarer Mehrwert.
Ressourcen-Ausgleich
Der Gerichtsschreibenden-Pool wurde 2016 zur Bewältigung von Arbeitsspitzen und zur Überbrückung von längeren Abwesenheiten geschaffen; er stellt einen zeitlich begrenzten Ressourcen-Ausgleich zwischen den Abteilungen dar. Diese können so bei Bedarf relativ kurzfristig zusätzliche personelle Ressourcen mit hoher fachlicher Qualifikation erhalten. Im Gegenzug erhalten die Pool-Gerichtsschreibenden durch den polyvalenten Einsatz die Möglichkeit, unterschiedliche Rechtsgebiete und Vorgesetzte kennenzulernen und so ein vielfältiges und abteilungsübergreifendes Fach- und Erfahrungswissen zu erwerben.
Weitere Blogeinträge
200 Bücher pro Jahr
Belletristik ist Rahel Schöbs Leidenschaft und Lesen fester Bestandteil ihres Tagesablaufs. Lieblingsbücher wie «Stolz und Vorurteil» von Jane Austen hat die Gerichtsschreiberin der Abteilung III schon mehr als zehn Mal gelesen.
Das Poolsystem: eine Win-win-Situation
Seit 2016 ist Jean-Luc Bettin Pool-Gerichtsschreiber am Bundesverwaltungsgericht (BVGer) und damit einer der wenigen Gerichtsschreibenden, die für verschiedene Abteilungen arbeiten. Eine Win-win-Situation für ihn und für das Gericht.