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«Nicht fast… wir sind erwachsen!»

Carole Kraner und Shirin Shawish haben die Ausbildung zur Kauffrau EFZ abgeschlossen. Im Doppelinterview schauen sie auf ihre Lehre am BVGer zurück und erzählen, was die verschiedenen Teams von ihnen lernen konnten.

11.07.2024 - Lukas Würmli

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Während ihrer Lehre am Bundesverwaltungsgericht lernten Shirin Shawish und Carole Kraner über zehn verschiedene Bereiche und Abteilungen kennen.

Carole und Shirin, herzliche Gratulation zur bestandenen LAP! Wie fühlt es sich an?
Shirin: Gut! Endlich haben wir es geschafft und die stressigen Monate des Lernens haben sich gelohnt.

Carole: Es ist ein befreiendes Gefühl. Dieses Diplom öffnet uns nun viele Türen in der Berufswelt. Ab jetzt dürfen wir weiterführende Ausbildungen machen, aber das Gefühl des Müssens ist weg.

Was kommt euch in den Sinn, wenn ihr auf eure Lehre zurückschaut?
Carole: Bei mir ist es ein Name: Yuki (Yukiko Diek, die Ausbildnerin). Sie war unsere Bezugsperson, hat uns stets eng begleitet. Ihre Beziehung zu uns hat das Berufliche überragt und sie war ein Anker während der ganzen Zeit der Lehre.

Shirin: Da stimme ich dir zu. Persönlich ist bei mir das Fach Wirtschaft noch sehr präsent, da musste ich mich sehr stark reinknien - vielleicht auch, weil dieser Bereich uns als Gericht weniger direkt betraf.

Was habt ihr denn fachlich am BVGer gelernt?
Carole: Da könnte jetzt eine lange, lange Liste mit Themen aus einem sehr breiten Spektrum folgen - von Eventplanung im Stab über Datenschutzthemen im HR oder rechtliche Abläufe in den Abteilungskanzleien.

Shirin: Besonders habe ich aber auch gelernt, genau und exakt zu arbeiten. Falsche Ziffern oder fehlende Sorgfalt in Abklärungen haben direkte Auswirkungen, auch auf die externe Wahrnehmung des Gerichts, wenn etwas dann so versandt wird.

Ihr habt sehr oft den Bereich oder die Abteilung und somit auch das Team und eine Tätigkeit gewechselt. Hättet ihr euch da mehr Tiefe und etwas weniger Abwechslung gewünscht?
Shirin: Auf keinen Fall. Für die an sich «kurze» Zeit, in der wir jeweils am gleichen Ort waren, konnten wir immer sehr tief in die Materie hineinschauen und waren am Ende eigentlich immer gleichwertige Mitarbeitende wie der Rest des Teams.

Carole: Für mich hat das auch gepasst, wie es war. Dank der guten und intensiven Betreuung durch unsere Praxisbildnerinnen und Praxisbildner wussten wir über viele Themen sehr genau Bescheid, auf einzelnen wurden wir sogar Experten.

Shirin: Sicherlich fielen mir die Wechsel am Anfang der Lehre noch etwas schwerer als am Schluss, aber ich habe mich gut daran gewöhnt und konnte mich mental vorbereiten, dass bald wieder neue Aufgaben auf mich warten, wobei es natürlich auch schade war, ein Team zu verlassen, in dem man sich gut integriert fühlte.

Carole: Ja, korrekt, aber wenn einem die Tätigkeit weniger zugesagt hat, dann wusste man andererseits auch, dass bald wieder ein Wechsel ansteht, auch wenn es wegen den Teams jeweils schade war. So hatte das durchaus seine guten Seiten.

Da ist das Ding! Das eidgenössische Fähigkeitszeugnis ist der verdiente Lohn für drei Jahre Lernen.

Wie habt ihr euch denn persönlich in diesen zwei, bzw. drei Jahren entwickelt?
Shirin: Ich bin sicher viel offener und weniger schüchtern als noch zu Beginn. Auch viele Feedbacks meiner Ausbildner gingen in diese Richtung und ich habe das je länger desto besser umsetzen können.

Carole: Ich war am Anfang wohl fast zu offen, das haben nicht alle immer gleich geschätzt und daraus konnte ich persönlich viel mitnehmen. Weil wir mit so vielen verschiedenen Personen eng zu tun hatten, habe ich gelernt, mit Menschen auf ihre Art zu kommunizieren, wann ich etwas offensiver und wann zurückhaltender auftreten soll. (schaut zu Shirin) Natürlich sind wir auch allgemein reifer geworden. Ich kam als pubertierender Teenie und inzwischen sind wir fast erwachsen.

Shirin: Nicht fast.. wir sind erwachsen!

Was war eure Spezialität, die ihr auch in die Teams einbringen konntet?
Carole: Wahrscheinlich war es grad diese Offenheit, mit der ich per se auf Menschen zugehe. Ich konnte manche Teams vielleicht etwas aufwühlen, dafür sorgen, dass man in Pausen mal über das Wochenende und nicht über irgendwelche Mails spricht.

Shirin: Bei mir war’s wohl das Gegenteil: Meine ruhige Art in hektischen Situationen - egal ob bei einem Systemwechsel, der nur teilweise funktionierte oder im Alltagsstress. Perfektionistisch wie ich bin gelang es mir auch dann, die Genauigkeit in der Arbeit zu behalten.

Carole, würdest du da Shirin zustimmen?
Carole: Oh, definitiv! Ihre Ruhe, egal was passiert, man bringt sie nicht davon weg - etwas, das mir total fehlt. Wenn wir uns ausgetauscht haben und ich über gute und andere Erfahrungen in Redelaune kam, hat sie mich auf den Boden zurückgeholt.

Shirin: Stimmt, wie eine Psychologin (lacht). Aber ich kann auch Carole zustimmen. Sie ist sehr redegewandt, hat einen grossen Wortschatz und kann diese Fähigkeit auch vor anderen Leuten zeigen, wenn sie etwas präsentieren muss. Da kann ich noch viel davon lernen.

Wo geht euer beruflicher Weg weiter?
Shirin: Ich werde im nächsten Jahr Vollzeit die BMS absolvieren.

Carole: Und ich wechsle per 1. August zu einer kleinen Firma im Immobiliengeschäft. Dort bin ich zuständig für alle kaufmännischen Angelegenheiten, muss viel selbständig arbeiten und darf auch Verantwortung übernehmen. Ich freue mich darauf, wie auch auf den Wechsel in die Privatwirtschaft.

Shirin: In einem kleinen Pensum bleibe ich am Gericht und arbeite einen Nachmittag pro Woche im HR in der Personalentwicklung. Das war mir wichtig und HR hat sich auch dafür eingesetzt. Ich kann mir nach der BMS gut vorstellen, noch ein, zwei Jahre dem BVGer treu zu bleiben, bevor ich dann ein Studium absolvieren möchte.

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