Our blog articles are only available in German, French or Italian.
By default, the content on this page is therefore displayed in German.
So viele Frauen wie noch nie
Der Geschäftsbericht gehört zugegebenermassen nicht zu den erquickenden Lektüren. Aus dem Gerichtsalltag kommt noch erschwerend hinzu, dass einige der darin enthaltenen Zahlen schier omnipräsent sind. Die wiederholte Aufzählung sei an dieser Stelle erspart. Gönnt sich die interessierte Leserschaft trotzdem ein paar Seiten des Berichts 2022, wird sie einige Zahlenperlen entdecken.
Ausgewogene Geschlechterverteilung
So fällt beispielsweise der aktuelle Frauenanteil von 57 Prozent auf. Mit den Jahren stieg dieser Wert insbesondere bei der Richterschaft kontinuierlich an. 15 Jahre nach der Gründung des Gerichts liegt er nun bei 48 Prozent, was damals wohl die wenigsten zu prognostizieren wagten (Frauenanteil 2007: 26 Prozent; 2012: 32 Prozent; 2017: 42 Prozent). Auch die vertiefte Analyse der Verfahrensdauer lohnt sich. Durchschnittlich wurden im Jahr 2022 die Beschwerden in 9,3 Monaten entschieden, in 61 Prozent der Fälle geschah dies gar in 6 oder weniger Monaten. Diese Werte sind bemerkenswert für ein Gericht, das den massgeblichen Sachverhalt selber abklärt und sich nicht nur auf die Prüfung der Rechtsfragen beschränkt.
«15 Jahre nach der Gründung des Gerichts liegt der Frauenanteil der Richterschaft nun bei 48 Prozent.»
Seltene Fälle
Dann gibt es noch die ganz seltenen Fälle. Im vergangenen Jahr erging in 7 Rechtsmaterien je ein einziges Urteil, und zwar in den Bereichen Erwerbsersatzordnung EO und Mutterschaftsversicherung, Investitions- und Standortförderung, Stempelabgabe, Schwerverkehrsabgabe, Urheberrecht, «Übrige Anlagen» der Kategorie Öffentliche Werke, Energie, Verkehr sowie ein Fall im Sammelbecken «Übriges» der Kategorie Wirtschaft und technische Zusammenarbeit.
Wagt man nun, vom Fieber der Entdeckungslust gepackt, den Schritt zur Interpretation, dann geht der Blick unweigerlich zu den ans Bundesgericht weitergezogenen Fällen. Das Fazit vorweg: Die Urteile des Bundesverwaltungsgerichts sind breit akzeptiert und besitzen eine hohe Qualität. Denn von denjenigen Fällen, die 2022 weiterziehbar waren, wurde just ein Fünftel angefochten (Stichwort: breite Akzeptanz). Bei diesen wiederum hiess das Bundesgericht lediglich 8 Prozent ganz und 4 Prozent teilweise gut, in einem Prozent der Fälle wies es die Sache zur Neubeurteilung zurück (Stichwort: hohe Qualität). Sollte nun eine gewisse Leselust geweckt worden sein, dann finden sich alle Geschäftsberichte hier. Bonne lecture!
Downloads
Weitere Blogeinträge
Die Rechtsprechung profitiert von der Vielfalt
Wo steht das Bundesverwaltungsgericht in Sachen Gleichstellung? Gerichtspräsidentin Marianne Ryter spricht über Vielfalt und die Aufgaben der Vorgesetzten, über eigene Erfahrungen und die Rolle der Justiz.
Kaderfrauen: BVGer als Vorreiter
Mit zwei Frauen an der Spitze ist das Bundesverwaltungsgericht eine Ausnahme: Auf Bundesebene bekleiden deutlich weniger Frauen als Männer Kaderstellen. Der Nationalrat versenkte vor einem Jahr eine Vorlage, die dies ändern wollte.