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Daheim in Bern und St. Gallen
Bernhard Fasel hat schon für das Bundesverwaltungsgericht gearbeitet, als es dieses noch gar nicht gab. Als er im Jahr 2006 von Christoph Bandli für die Mitarbeit im Projekt «Neue Bundesgerichte» angefragt wurde, arbeitete er seit elf Jahren als Gerichtsschreiber bei der Rekurskommission des EVD und der Rekurskommission für Infrastruktur und Umwelt (REKO INUM). Zu jenem Zeitpunkt waren die Bundesverwaltungsrichter und -richterinnen schon gewählt, die Rekrutierung der Mitarbeitenden war in vollem Gang. Bernhard Fasel, der als Gerichtsschreiber für die Abteilung I vorgesehen war, nahm das Angebot des Projektleiters und späteren Gerichtspräsidenten Bandli an. «Ich kannte und mochte diese Art von Arbeit vom Aufbau der REKO INUM her.»
Obwohl zu jenem Zeitpunkt schon mehrere Jahre für das Projekt gearbeitet worden war, gab es in der Schlussphase noch viel zu tun: «Ein Gericht von Null an aufzubauen, bedeutet sehr viel Arbeit», sagt der aus dem Seeland stammende Freiburger, der in Freiburg Recht studiert hat. «Vom Gebäude bis zum Bleistift muss an alles gedacht werden.» Unter anderem kümmerte sich Bernhard Fasel um die Finalisierung und Publikation der Gerichtsreglemente und um die Materienliste. Diese ist ihm besonders in Erinnerung geblieben: «Auf einem Stapel A3-Blätter standen die Materien aller Vorgängerorganisationen, die wir konsolidieren und zum Teil mit dem Bundesgericht koordinieren mussten.» Der Einfachheit halber habe man die Materienliste dann analog der Systematischen Rechtssammlung aufgebaut.
«Ein Gericht von Null an aufzubauen, bedeutet sehr viel Arbeit. Vom Gebäude bis zum Bleistift muss an alles gedacht werden.»
Bernhard Fasel
Zu Beginn an drei Standorten
Rechtzeitig auf den 1. Januar 2007 war alles bereit, und das Bundesverwaltungsgericht nahm seinen Betrieb an drei Standorten auf: In Zollikofen bei Bern waren die asylrechtlichen Abteilungen sowie die Abteilung II untergebracht, in Bern fanden die Abteilung III und das Generalsekretariat in einem Gebäude an der Schwarztorstrasse ihr temporäres Zuhause, und in einem benachbarten Gebäude war die Abteilung I domiziliert. Bernhard Fasel arbeitete ein Jahr lang als juristischer Mitarbeiter im Präsidialsekretariat, bevor er dessen Leitung 2008 übernahm. Im Jahr darauf begann er an der Universität Bern berufsbegleitend eine Managementweiterbildung, die er 2012 mit dem «Executive Master of Public Management» abschloss. Sein Arbeitsweg war kurz, lebte er doch mit seiner aus der Romandie stammenden Frau und der kleinen Tochter in Bern. Dass der Umzug nach St. Gallen bereits beschlossen war – das Parlament hatte sich 2002 knapp für St. Gallen und gegen Freiburg ausgesprochen –, bereitete ihm kein Kopfzerbrechen: «Ich war offen dafür.»
Mehr als ein Wochenend-Papa
So kam es, dass er im Jahr 2012 mit dem BVGer nach St. Gallen zügelte, das ihm zur zweiten Heimat wurde. Seine Frau und die mittlerweile zwei Kinder blieben in Bern. Das Leben an zwei Orten sieht er auch als Bereicherung: «Ich geniesse es, an zwei Orten zu Hause zu sein und zwei Freundeskreise zu haben.» Zudem möge er die klare Trennung von Arbeits- und Familienzeit: «In St. Gallen fokussiere ich mich auf die Arbeit.» Natürlich gebe es auch schwierige Situationen. So müsse seine Frau im Alltag mehr Verantwortung tragen; sei etwa ein Kind krank, könne er nicht kurz mit ihm zum Arzt. Aber insgesamt habe sich die Familie mit der Situation arrangiert. Da er montags immer zu Hause arbeitet, empfindet er sich auch nicht als Wochenend-Papa.
In seiner Freizeit ist Bernhard Fasel viel draussen unterwegs; im Winter auf Skis oder Langlauflatten, im Sommer auf einem seiner Velos. Zudem geht er gern wandern und klettern oder vertieft sich in philosophische Werke. Seine Kinder teilen seine Begeisterung für die Bewegung in der Natur. Mindestens einmal pro Jahr verreist er deshalb mit ihnen per Bahn und Velo nach Frankreich oder in den Norden – mit dem Zelt im Gepäck. «In Zeiten der Klimajugend liegt Fliegen nicht mehr drin», sagt er und schmunzelt.
Gerichtsidentität entwickelt
Doch zurück zum Gerichtsalltag. Hier ist der Generalsekretär ad interim aktuell sehr mit der Digitalisierung beschäftigt. Es freut ihn zu sehen, dass das Gericht in den vergangenen elf St. Galler Jahren zu mehr Einheit gefunden hat: «Anfangs waren wir ein bunter, aus den Vorgängerorganisationen zusammengewürfelter Haufen, mittlerweile hat sich eine Gerichtsidentität zu entwickeln begonnen.» Das zeige sich auch an den vermehrt stattfindenden unbürokratischen abteilungsübergreifenden Aushilfen. Bernhard Fasel ist überzeugt, dass Projekte wie die Gerichtsorganisation 2016, bei der die Abteilung VI entstanden ist, und EquiTAF massgeblich zu dieser positiven Entwicklung beigetragen haben.
Für die Zukunft wünscht er dem Bundesverwaltungsgericht, «dass es seine Arbeit und seine Abläufe so weit angleicht, dass eine effiziente Digitalisierung möglich ist». Für diesen Prozess brauche es nur Offenheit und die Bereitschaft, «Prozesse, die man zehn Jahre so gemacht hat, loszulassen und sich auf Neues einzulassen». Er ist überzeugt, dass der Gerichtsbetrieb und die Rechtsprechung davon sehr profitieren werden. Und fast ebenso wichtig: «Durch die Digitalisierung werden wir noch stärker zu einer Einheit zusammenwachsen.»
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