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Der Herr der Zahlen
Quirin Huber, was bedeuten Ihnen Zahlen?
Für mich als Controller sind Zahlen Informationen, die ohne Kontext nicht viel aussagen. Gerade im Controlling sind qualitative Informationen genauso wichtig wie quantitative, um gewisse Situationen gesamtheitlich zu beleuchten. Am Gericht werde ich ab und zu als Statistiker bezeichnet, doch das dienstleistungsorientierte Controlling umfasst viel mehr als das statistiklastige Berichtswesen. So bearbeite ich den gesamten Finanzplanungs- und Überwachungsprozess des BVGer und des Bundespatentgerichts BPatGer und unterstütze die Leitungsorgane mit situationsbezogenen Auswertungen. Zudem nehme ich Aufgaben in der Rechnungsführung und in Projekten wahr.
Was ist das Beste daran, Controller des Bundesverwaltungsgerichts zu sein?
Ich mag die Vielseitigkeit meiner Controlling-, Finanz und Projektaufgaben. Bereichernd finde ich auch den direkten Austausch mit den Leitungspersonen, die ich mit bedürfnisorientierten Auswertungen unterstützen darf. Obwohl der Controller am BVGer keine Verantwortlichkeit oder Kompetenz zur Unternehmenssteuerung hat, kann ich mittels klarer, faktenbasierter und visualisierter Berichterstattung auf gewisse Herausforderungen hinweisen, idealerweise gleich mit Lösungsansätzen. Und nicht zuletzt finde ich es erfüllend, für eine national sehr bedeutsame Institution arbeiten und in meiner Rolle bestmöglich zur Gerechtigkeit in der Schweiz beitragen zu dürfen.
Wie sieht bei Ihnen ein typischer Arbeitstag aus?
Mein Arbeitstag beginnt mit einem Blick in den Kalender. Zwar habe ich dort die meisten Terminvorgaben der Eidgenössischen Finanzverwaltung, der Finanzkommission, des Bundesgerichts sowie unsere internen Berichterstattungstermine schon lange im Voraus notiert. Dennoch muss ich meine Arbeit täglich neu priorisieren und nicht selten mehrmals pro Tag umplanen: Hier eine dringend benötigte Auswertungsanfrage, da eine unvorhergesehene Telefonbesprechung mit einem Präsidium der Eidgenössischen Schätzungskommission; hier eine fundiert abzuklärende fachliche Fragestellung, dort ein Projektfortschritt, der rasch weiterbearbeitet werden muss …
«Unser übergeordnetes Gerichtsziel ist eine qualitativ und quantitativ hochstehende Rechtsprechung.»
Quirin Huber
Welches sind die grössten Herausforderungen, denen Sie begegnen?
An unserem Gericht sehe ich Herausforderungen bezüglich der anspruchsvollen Personalgewinnungssituation und den tendenziell steigenden Kosten pro Erledigung. Auch die Fluktuation beschäftigt uns. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ist die Stellenbesetzung eine Herausforderung, bei der nebst den spezifischen Fachkenntnissen auch noch die für die Gerichtsarbeit erforderlichen Sprachkompetenzen zu berücksichtigen sind. Zudem sind die Organisationsstrukturen eines Gerichts sehr verschieden von denen anderer Unternehmen, was je nach beruflichem Hintergrund gewöhnungsbedürftig sein kann. Jedoch haben wir viele Möglichkeiten, um ideale Rahmenbedingungen für ein äusserst attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen.
Welches sind die Gründe für die steigenden Erledigungskosten?
Dass die durchschnittlichen Kosten pro Erledigung tendenziell zunehmen, hat verschiedene Gründe: zum Beispiel die zunehmende Professionalität der Eingaben, deren stetig wachsender Dokumentenumfang und die Zusammensetzung des Fallguts. Diese Tendenz führt zu einem steigenden Arbeitsaufwand und somit Kostenaufwand für das Gericht. Ähnliches gilt für den zunehmenden Bestand an pendenten Dossiers, die vor über zwei Jahren eingegangen sind. Meine Hoffnung ist, dass wir dank Digitalisierung und offenerer Unternehmenskultur zukünftig ein attraktives Arbeitsumfeld bieten und Effizienzgewinne erzielen können.
Marathonläufer Quirin Huber
Quirin Huber hat nach einer Lehre als Kaufmann und einer Offiziersausbildung bei der Schweizer Armee an der Fachhochschule St. Gallen Internationales Management studiert und später einen MAS in Controlling erworben. Bevor er im Sommer 2020 ans BVGer kam, arbeitete er mehrere Jahre in einem internationalen Umfeld in der Privatwirtschaft. Der 32-Jährige, der früher Marathons lief, wohnt mit seiner Familie am Bodensee.
Sehen Sie weitere Faktoren, die der Effizienz dienen?
Unser übergeordnetes Gerichtsziel ist eine qualitativ und quantitativ hochstehende Rechtsprechung. Die qualitativen Anforderungen an unsere tägliche Arbeit sind stark reglementiert, weshalb wir die quantitativen Aspekte nur noch begrenzt innerhalb unserer Rolle beeinflussen können. Umso mehr freut es mich zu sehen, dass 2022 mehr Fälle pro juristische Vollzeitstelle erledigt wurden als im Vorjahr. Zudem haben wir auch mehr Fälle erledigt, als bei uns eingegangen sind. Ich hoffe, dass wir solche Trends auch in den kommenden Jahren weiterverfolgen können, denn an unserem Gericht sehe ich viel Potenzial zum Bewältigen der Herausforderungen.
Woran konkret denken Sie?
Ich sehe unglaublich viel Herzblut, das tagtäglich in unsere Arbeit miteinfliesst. Wie die Abteilung I an die Bewältigung der plötzlichen Eingangswelle an Amtshilfeverfahren heranging und von mehreren Seiten unterstützt wurde, zeigt mir das Potenzial, das wir haben, wenn alle am gleichen Strang ziehen. Auch was teilweise sehr kleine Teams oder Einzelpersonen im Generalsekretariat auf die Beine stellen – von den umfassenden, fokussierten Kommunikationsmassnahmen bis hin zum vielseitigen, interessanten Weiterbildungsangebot – finde ich beeindruckend. Zudem sehe ich innerhalb des ganzen Gerichts den klaren Willen, sich ständig zu verbessern.
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