Freuden und Leiden der Mehrsprachigkeit

Für Janique Bleiker, Mitarbeiterin in der Kanzlei der Abteilung VI, ist die Mehrsprachigkeit erst einmal eine Bereicherung. Sie sieht sie als Chance für alle Mitarbeitenden, denen dadurch ein motivierendes Arbeitsumfeld zur Verfügung steht. Mit der Mehrsprachigkeit können aber auch Schwierigkeiten verbunden sein.

06.02.2024 - Kenza Kebaili

Teilen
Janique Bleiker steht am Bahnhof St. Gallen
Die Arbeit in einem mehrsprachigen Umfeld ist für Janique Bleiker, Mitarbeiterin an der Abteilung VI, besonders motivierend. (Bild: Lukas Würmli)

Die Dreisprachigkeit motivierte Janique Bleiker, Mitarbeiterin an der Abteilung VI, sich beim BVGer zu bewerben. Im Alltag mehrere Sprachen sprechen ist für sie eine grosse Bereicherung, nicht nur bei der Arbeit, sondern auch zu Hause. 1994, nach einem KV-Praktikum und der Heirat mit einem Appenzeller, hat sich die aus Yverdon-les-Bains stammende Frau nämlich in Teufen niedergelassen. Hier hat die Waadtländerin schnell Schweizerdeutsch gelernt. Ebenso ihre Mädchen, zwei echte Bilingues, und ihr Ehemann, der Molières Sprache mittlerweile beherrscht.

Bereicherung…
Die Arbeit in einem mehrsprachigen Umfeld ist für Janique Bleiker speziell anregend: «Diese drei Sprachen sind im Alltag eine grosse Bereicherung, denn alle können voneinander lernen. Ausserdem arbeiten im BVGer Menschen aus allen Landesteilen und wir erfahren jeden Tag etwas Neues über die anderen Regionen», erklärt sie. Bei ihrer Einstellung in der Zentralen Kanzlei des BVGer 2018 war die leidenschaftliche Gärtnerin die einzige Westschweizerin im Team. Doch beeinträchtigte dies nicht die gegenseitige Hilfsbereitschaft und das gute Einvernehmen: «Trotz der kulturellen Durchmischung und der unterschiedlichen Charaktere verstehen sich alle gut und sind immer bereit, einander zu helfen. Das ist bemerkenswert».

«Man sagt, in der Bundesverwaltung dürften alle in der Muttersprache reden, aber ich finde, das ist eine Legende, denn als Französischsprachige muss ich mich oft anpassen und Deutsch sprechen.»

Janique Bleiker

2022 stiess Janique Bleiker zur Abteilung VI. Hier spricht sie vermehrt Französisch, weil sie hauptsächlich für die französischsprachigen Gerichtsschreibenden, Richterinnen und Richter der Abteilung arbeitet. Sie schätzt die Arbeit hier ganz besonders, weil sie viele verschiedene Aufgaben erfüllt. Und auch hier wird Hilfsbereitschaft gross geschrieben; sogar zwischen den Abteilungskanzleien: «Als in unserer Abteilung jemand krank wurde und wir unterbesetzt waren, anerboten sich die anderen Abteilungskanzleien spontan, uns zu helfen», erinnert sie sich. 

… und Herausforderung!
Die Mehrsprachigkeit kann aber auch Schwierigkeiten bieten, etwa wenn es zu Missverständnissen kommt. Dazu meint Janique: «Wenn du nicht in deiner Muttersprache sprichst, kommst du bisweilen in Verlegenheit, wenn du etwas Bestimmtes sagen möchtest. Und du befürchtest, dass du nicht so verstanden wirst, wie du möchtest.» Laut Janique, die gerne auf Reisen geht, ist und bleibt Deutsch im BVGer vorherrschend: «Man sagt, in der Bundesverwaltung dürften alle in der Muttersprache reden, aber ich finde, das ist eine Legende, denn als Französischsprachige muss ich mich oft anpassen und Deutsch sprechen.» Sie räumt aber ein, es sei auch normal, dass sich die Sprachminderheiten im Schweizerdeutschen Sankt Gallen anpassen müssten. Sogar im Arbeitsalltag mischt die Mehrsprachigkeit mit, zählt die Abteilung VI doch vier deutschsprachige und vier französischsprachige Richterinnen und Richter. Und jede Sprache hat ihre eigenen Arbeitsmethoden.

Weitere Blogeinträge