«Ein spannender Beruf»
«Als kleines Mädchen war Ärztin mein Traumberuf», sagt Thiviya Asaipillai. Sie studierte demzufolge Medizin an der Universität Lausanne, ihrer Heimatstadt. Gleichzeitig weckte die Welt des Rechts ihr besonderes Interesse. Nach dem ersten Studienjahr entschied sie sich, der Medizin den Rücken zu kehren und einen Bachelor in Rechtswissenschaften anzustreben. 2016 nahm sie am «Wettbewerb Cassin» teil, dem ältesten französischsprachigen Plädoyer-Wettbewerb zum Europäischen Menschenrechtsgesetz. Zunächst Selbstzweifel, dann Freudentaumel: Sie und ihr Team erreichten das Halbfinale! Diese Erfahrung bestätigt ihre Motivation und ihre Entscheidung für die Rechtswissenschaften. Thiviya lernte eine Lektion für die Zukunft: «Keine Angst haben, vorwärtsgehen und sich von der Arbeitsbelastung nicht einschüchtern lassen.» Einen weiteren Erfolg konnte sie im September 2017 verbuchen: Sie schloss ihren Master in Arbeits- und Sozialversicherungsrecht mit Auszeichnung ab.
Herzliches Willkommen beim BVGer
Ihre ersten Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt sammelte Thiviya als juristische Sekretärin. Sie strebt das Anwaltspatent an, möchte aber auch Erfahrungen als Juristin sammeln. Auf eine sechsmonatige, in der Abteilung IV des BVGer ausgeschriebene Praktikantenstelle bewarb sie sich und wurde eingestellt: «Alles ging sehr schnell, und dass ich nach St. Gallen aufbrechen musste, wurde mir erst nach und nach klar.» Thiviya fühlte sich von Anfang an wohl und wurde von ihren Arbeitskollegen herzlich aufgenommen. Die Abteilung IV ist für Asylrecht zuständig. Dieser Bereich interessiert sie besonders, auch im Hinblick auf ihren sri-lankischen Hintergrund. Sie erzählt, ihre Eltern seien auf der Flucht vor dem Krieg in Sri Lanka in die Schweiz gekommen, und sie seien sehr stolz auf Thiviyas Werdegang. Nach Ablauf des Praktikums wurde ihr klar, dass sie weiter hier tätig sein möchte. Zur selben Zeit wurde eine Stelle als Gerichtsschreiberin in der Abteilung III frei. Auf Anraten ihres Teams und ihrer Richterin bewarb sie sich erfolgreich.
«Sich in Bereiche einzuarbeiten, die nicht zum eigenen Spezialgebiet gehören – genau das macht die Arbeit als Gerichtsschreiberin so spannend.»
Thiviya Asaipillai
Von der Praktikantin der Abteilung IV zur Gerichtsschreiberin der Abteilung III
Thiviya erinnert sich gern an die Unterstützung ihrer neuen Richterin bei der Einarbeitung. Ein neuer Bereich erwartete sie und gleichzeitig der Rollenwechsel von der Praktikantin zur Gerichtsschreiberin. «Es ist eindrücklich: Man bewegt sich in demselben Tätigkeitsfeld, aber je nach Abteilung wird anders gearbeitet!» In der Abteilung III geht es um Geschäfte aus den Bereichen Sozialversicherungen und öffentliche Gesundheit. Jetzt gehört das Lesen medizinischer Berichte zu Thiviyas Tagesgeschäft. Für Juristen eine ganz andere Welt, in die sie gerne wieder eintaucht. Sie bemerkt dazu: «Sich in Bereiche einzuarbeiten, die nicht zum eigenen Spezialgebiet gehören – genau das macht die Arbeit als Gerichtsschreiberin so spannend.» Abschliessend meint Thiviya: «Die menschliche Komponente spielt sowohl in der Abteilung IV als auch in der Abteilung III eine wichtige Rolle. Die Sachverhalte, mit denen wir zu tun haben, betreffen in beiden Abteilungen Menschen direkt.»
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